Minipille (Gestagenpille) – die östrogenfreie Pille

Blister mit Anti-Baby-Pillen

Die Gestagenpille – auch Minipille genannt – enthält als Wirkstoff nur ein Gestagen. Sie gilt damit als östrogenfreie Pille, auch POP (progestin-only-pill) genannt. Die empfängnis­verhütende Wirkung der meisten reinen Gestagen­pillen beruht darauf, dass die Samenzellen am Eindringen in die Gebärmutter gehindert werden. Gestagene verändern die Zähflüssigkeit des Schleim­pfropfes im Gebärmutter­hals, sodass die Spermien nicht in die Gebärmutter vordringen können. Zusätzlich beeinträchtigen sie den Aufbau der Gebärmutter­schleimhaut, sodass eine möglicher­weise befruchtete Eizelle sich kaum einnisten kann.  

Minipillen mit den Gestagenen Desogestrel und Drospirenon sind zudem so dosiert, dass auch der Eisprung mit hoher Zuverlässigkeit gehemmt wird. Dementsprechend verhüten derartige Minipillen zuverlässiger, was sich am Pearl-Index (siehe Tabelle) ablesen lässt.

Wirkstoff der Minipille Pearl-Index Einnahmefenster Stillen
Levonorgestrel 4,14 3 Stunden anwendbar
Desogestrel 0,40 12 Stunden anwendbar
Drospirenon 0,73 24 Stunden anwendbar

So nehmen Sie die Minipille richtig ein

Damit die Minipille sicher wirkt, muss Sie täglich zur selben Uhrzeit eingenommen werden – idealerweise mit einem Schluck Wasser. Somit verlangt ihre Anwendung in der Regel größere Disziplin als die der Kombinationspille. Für einen sicheren Empfängnisschutz bei der Anwendung der Minipille ist es daher wichtig, die Anwendungshinweise im Beipackzettel des jeweiligen Präparates genau zu beachten.

Die erste Einnahme der Minipille beginnt – wie auch bei der Mikropille (Kombinationspräparat mit Östrogen- und Gestagenkomponente) – am ersten Menstruationstag. Dann wird aber jeden Tag ohne Pause eine Tablette eingenommen. Ist der Blister leer, geht es mit einem neuen Blister direkt weiter. Beim Wechsel von einem anderen Verhütungsmittel sind die Hinweise im Beipackzettel zu beachten.

Wichtig: Um den Verhütungsschutz nicht zu gefährden, darf die Minipille je nach Wirkstoff nur wenige Stunden verspätet eingenommen werden:

  • Minipille mit Levonorgestrel höchstens 3 Stunden,
  • Minipillen mit Desogestrel höchstens 12 Stunden,
  • Minipillen mit Drospirenon höchstens 24 Stunden.

Was tun bei verspäteter Einnahme der Minipille: Siehe Pille vergessen – und jetzt?

Besonderheit bei der Minipille mit Drospirenon

Bei Minipillen mit Drospirenon enthält ein Blister auch vier Pillen ohne Wirkstoff, die anhand ihrer abweichenden Farbe gut erkennbar sind. Während der Einnahme dieser wirkstofffreien Pillen können in den folgenden Tagen Blutungen auftreten.

Minipille (Gestagenpille) gut geeignet für Stillende

Die Minipille wird vor allem Frauen verschrieben, die eine Mikropille nicht anwenden können, weil z. B. Gegenanzeigen (Alter, Rauchen, erhöhte Risiken für venöse Thromboembolie (VTE)) bestehen. Vorteil der östrogenfreien oralen Verhütung ist das Wegfallen aller östrogenbedingten Nebenwirkungen.
Besonders geeignet sind die Minipille für Frauen in der Stillzeit, da die Milchmenge und die Milchzusammensetzung nicht beeinträchtigt werden und das Gestagen nur in sehr geringen Mengen mit der Muttermilch auf den Säugling übergeht.

Mögliche Nebenwirkungen der Minipille (Gestagenpille)

Die Minipille wird im Allgemeinen gut vertragen. Ein Nachteil ist die schlechte Kontrolle des Zyklus. Bei jedem zweiten bis dritten Zyklus kann es zu Menstruations­störungen, wie Schmierblutungen oder Durchbruchblutungen kommen. Außerdem können die Zyklen sehr kurz oder auch stark verlängert sein. Manchmal bleibt die Menstruation komplett aus, was beunruhigen kann, aber ungefährlich ist.

Die seit April 2021 zugelassene Minipille mit dem Wirkstoff/Gestagen Drospirenon verursacht weniger Blutungsstörungen. Dies liegt unter anderem daran, dass die Pillen für die Tage 25–28 kein Gestagen enthalten und ein regelmäßiges Blutungsmuster auslösen.

Die Minipille muss täglich zur exakt gleichen Uhrzeit eingenommen werden. Wird die Minipille einmal vergessen, kann sie nur innerhalb des Einnahmefensters nachgenommen werden, ohne dass die Sicherheit beeinträchtigt wird. Mehrmals verspätete Einnahmen während eines Zyklus können jedoch die Verhütungs­sicherheit beeinträchtigen.

Kommt es trotz Einnahme zu einer Schwangerschaft, ist das Risiko einer Eileiter­schwangerschaft erhöht, da das Gestagen der Minipille den Eitransport stört.

Mögliche Risiken der Minipille (Gestagenpille)

Bisher wurde keine Risikoerhöhung bei Thrombosen oder Krebs durch die Minipille gefunden. Deswegen kann diese auch bei erhöhtem Thromboserisiko eingenommen werden.

Auch wenn Gestagen-Monopillen wenige Risiken aufzeigen und normalerweise keine schwerwiegenden Nebenwirkungen auftreten, ist eine individuelle fachärztliche Beratung wichtig.

Quelle:

Römer T, Oppelt PG, Wiegratz I. Hormonale Konzeption: Kontrazeption mit Gestagen-mono – ein Update. Frauenarzt. 2022; 63:17–22

Autor/Autoren: äin-red

Fachliche Unterstützung: Dr. Reiner Storz, Dr. Markus Haist

Letzte Bearbeitung: 28.03.2024

Herausgeber:

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